Die niedersächsische SPD-Landtagsfraktion hat an Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) appelliert, sich auf Bundesebene zur Rettung der gesamten Tourismusbranche für einen gesonderten Rettungsschirm auf Bundesebene einzusetzen. Hierüber müsse es Reiseunternehmen und Dienstleistern ermöglicht werden, Rückzahlungen an ihre Kunden auszulagern und gleichzeitig Forderungen gegenüber Leistungsträgern abzutreten. Der heimische SPD-Landtagsabgeordnete Oliver Lottke aus Loxstedt bekräftigt diesen Ansatz unter Hinweis auf die Situation der vielen Familienunternehmen im Cuxland und im Landkreis Osterholz: „Der Tourismus ist in unserer Region ein ganz wichtiges Standbein, daran hängen viele Existenzen und unzählige Arbeitsplätze. Wir müssen alles tun, dass es hier nicht zu einem Zusammenbruch kommt, der unser begehrtes Reiseland Niedersachsen nachhaltig schädigt“, so Lottke.
Die Zahlen sind in der Tat beeindruckend: Im vergangenen Jahr wurden in Niedersachsen erstmals mehr als 46 Millionen Übernachtungen und mehr als 15,4 Millionen Gäste aus dem In- und Ausland gezählt – dadurch lag Niedersachsen bundesweit auf dem vierten Platz. „Aus meinen zahlreichen Gesprächen weiß ich, dass die Ausbreitung der Corona-Pandemie unmittelbare, einschneidende und existenzbedrohende Auswirkungen auf die Tourismuswirtschaft auch bei uns in der Region hat. „Viele Reiseunternehmer im Cuxland und im Landkreis Osterholz, oft familiengeführte Busunternehmen, sowie Betriebe der Hotellerie und Gastronomie stehen mit dem Rücken zur Wand“, berichtet Lottke. Während die heimischen Busunternehmer gerade wegen ausfallender Reisen und des wegfallenden Schülerverkehrs zu leiden haben, sind auch Hotels, Pensionen, Restaurants, Saalbetriebe und Ferienwohnungen wegen des nahezu vollständigen Geschäftsausfalls in existenzieller Not.
„Alle Busbetriebe beispielsweise im Cuxland fahren wegen des Wegfalls der Schülerbeförderung und der Reiseausfälle aktuell nach Ferienfahrplan. Mit der Option, dass dieser vielfach noch weiter reduziert werden muss. Für viele ist es schon jetzt ein Kraftakt, den Linienverkehr für Berufspendler aufrecht zu erhalten – wie lange das gelingt, weiß niemand“, berichtet der SPD-Politiker. Finanzielle Einbußen ließen schon jetzt die Sorgenfalten bei vielen heimischen Unternehmen tiefer werden: Neben dem bis voraussichtlich 30. April und ggf. noch länger eingestellten Reiseverkehr einerseits und dem ebenso ausfallenden Fahrkartenverkauf im Bus andererseits sind viele Mitarbeiter wegen der Fahrplanreduzierung in Kurzarbeit. „Bei den Unternehmen in der Region höre ich handfeste Sorgen, ob die privaten Omnibusbetriebe fortbestehen können und mit ihnen der Öffentliche Personennahverkehr erhalten bleiben kann, der ja gerade im ländlichen Raum existenziell wichtig ist“, so Lottke. Für viele Unternehmen sei schon jetzt absehbar, dass die bisherigen zugesagten Finanzhilfen und Angebote nicht ausreichend und weitere Maßnahmen zur Sicherung der Betriebe geboten seien.
Reiseanbieter seien gesetzlich verpflichtet, den Verbraucherinnen und Verbrauchern ihre bereits getätigten Zahlungen innerhalb von 14 Tagen zurückzuerstatten. Gleichzeitig würden die zur Kompensation dringend benötigten Rückforderungen von Hotels oder Reisedienstleistern nicht erfüllt, sodass das größte Risiko bei den Reiseanbietern liegen bleibt. Lottke: „Durch den massiven Liquiditätsausfall geraten die Reiseunternehmen in einen Strudel, aus dem sie sich mit Landes-Zuschüssen, Krediten oder nicht befreien können. Laut Bundesverband Allianz selbständiger Reiseunternehmen (ASR) droht rund 75 Prozent der Unternehmen bis Ende April der schmerzhafte Weg in die Insolvenz.“
Ein vom Bund zu schaffender Rettungsfonds, wie ihn die niedersächsische SPD-Landtagsfraktion vorschlägt, könnte einerseits die vielen Arbeitsplätze innerhalb der Reisewirtschaft schützen und die dringend benötigte Tourismusinfrastruktur in Niedersachsen und Deutschland erhalten. „Andererseits bedeutet die Rettung von Reiseunternehmen auch oftmals die Rettung von angegliederten Busunternehmen. Würden diese vom Markt verschwinden, könnten vielerorts die Schülerverkehre und die lokale Infrastruktur nicht mehr gewährleistet werden“, so der SPD-Politiker. Nach der hoffentlich bald überstandenen Corona-Pandemie würden sich viele Menschen nach einer Urlaubsreise sehnen: „Ohne die entsprechende Infrastruktur wird dies schlicht weg nicht mehr möglich sein. Deshalb muss Wirtschaftsminister Althusmann jetzt Verantwortung übernehmen und sich für die Unternehmen aus der Region stark machen“, so Lottke.