Dieses Cuxland-Gespräch wurde in der Vergangenheit von der AG Pflege unseres Ortsvereines intensiv vorbereitet. Wichtige Pflegestellen wurden aufgesucht und das Gespräch mit den Leitern und dem Pflegepersonal gesucht. Auf Antwortkarten konnten beide Personenkreise ihre Probleme sowie Wünsche an die Politik verdeutlichen. Nach deren Auswertung und einem Vorbereitungsgespräch mit drei Pflegeleitungen war genügend Material gesammelt, um in das Cuxlandgespräch zu starten.
Im Gasthof Zur Mühle in Sievern trafen sich mehr als 30 am Themenkreis Pflege Interessierte. Gunnar Böltes übernahm die Moderation, und das Podium wurde ergänzt durch die Heimleiter Jürgen Diekmann (Kastanienhof, Elmlohe) und Andreas Pomplun (Margarethenhof, Langen und zur Mühle, Bad Bederkesa). Von der AG Pflege waren Stephanie Bartsch-Korneffel, Uschi Uhlich und Uwe Lorenz vertreten. Als Ansprechpartner der Politik fungierte Uwe Santjer (MdL).
In kurzen Eingangsstatements äußerten sich die Heimleiter zur augenblicklichen Situation. Herr Diekmann befürwortete die Form der Veranstaltung, da sie den direkten Kontakt zur Politik ermögliche. Er beschrieb die strukturellen Probleme der Pflege, die gekennzeichnet sei von der unzureichenden Anzahl an Pflegeplätzen. In der ambulanten Pflege sah er keine Lösung, zumal auch diese überbelegt sei. Die Bezahlung sei im Vergleich hierzu nur ein zweitrangiges Problem, das aber auch nicht aus den Augen verloren werden darf, um die Wertschätzung des Pflegepersonals zu verstärken.
Herr Pomplun warf Gesellschaft und Politik ein langfristiges Versagen vor, da die demografische Entwicklung der Bevölkerung vorhersehbar sei, aber keine Maßnahmen zur Absicherung der Pflege und für ausreichende Ausbildungsplätze getroffen worden seien. Auch Herr Pomplun beanspruchte eine höhere Wertschätzung für das Pflegepersonal, um den Beruf attraktiver zu machen und damit die Zahl Ausbildungswilliger zu erhöhen. Als Besonderheit merkte Herr Pomplun an, dass Pflegekräfte aus unterschiedlichen Gründen den Pflegeberuf wieder aufgeben und damit der Einrichtung verloren gehen. Uwe Lorenz, AG-Mitglied, warf ein, dass der Grund für das frühzeitige Ausscheiden vielschichtig sein könne. Familiäre Anlässe, mentale oder physische Überbelastung könnten sich dahinter verbergen. Kennzeichnend sei auch, dass der Pflegeberuf einen vergleichsweise hohen Ausfall wegen Krankheit zu verzeichnen habe. Man müsse deshalb nach Lösungen innerhalb der Pflegeheime suchen. Diese werde beispielsweise durch das Projekt PflegeWege2020 gesucht, das finanziert u.a. vom Europäischen Sozialfonds Methoden zur Selbstpflege des Pflegepersonals und auch Hilfen zur Resilienz (Erhöhung der psychischen Widerstandskraft) bietet. Uwe Santjer wird versuchen in dieses Projekt auch Cuxland einzubinden. „Das ist ein Muss!“ meinte Uwe Santjer.
Die vorgebrachten Punkte, so Uwe S. seien „leider“ hinlänglich bekannt und die Fehleinschätzung der Situation ließe sich nicht verleugnen. Ein Fortschritt sei es zunächst, dass die Politik beschlossen habe, die Ausbildungskosten zur Pflegekraft endlich wegfallen zu lassen. Man könne das Gesamtproblem aber nur mit kleinen Schritten lösen.
Das Publikum beklagt, dass ein reiches Deutschland nicht in der Lage sei, hier für eine Strukturänderung zu sorgen. Gefordert wird, für die Pflege mehr Geld ins System zu stellen. Die Gesellschaft müsse zusammen mit der Politik entscheiden, wie wir mit unserem Reichtum umgehen. Bedenken wurden auch geäußert, dass durch eine von der EU geplante generalisierte Ausbildung mit Qualitätsdefiziten zu rechnen sei.
Heftig kritisiert wurde die nicht ausreichend kontrollierte ambulante Pflege. Neben der Vereinsamung der ambulant gepflegten Menschen seien sie häufig auch überfordert und gefährdet im Alleinsein. Gefordert wird eine Kontrollinstanz, die ggf. einschreiten kann. Uwe S. wird diese Möglichkeit klären.
In seinen Abschlussworten hebt Uwe S. hervor, dass ihm in dieser Veranstaltung eine Reihe von Problemen verdeutlicht worden sei und dass er gleichzeitig auch Lösungsvorschläge mitnehmen konnte. Die Rückmeldung des Publikums bestätigte, dass der Abend wichtig für die weitere Arbeit auf der politischen Ebene gewesen sei.