Es ist schon Tradition, dass die Jubilarehrungen unseres Ortsvereins im September im Dorfgemeinschaftshaus Imsum stattfinden und dies mit einem gemeinsamen Matjesessen geschieht. Wie immer wurde die Veranstaltung von dem erfahrenen Team unter der Leitung von Günter Dieckhoff und Sascha Kuntzmann perfekt vorbereitet.
Politisch stand dieser Ehrentag unter einem besonderen Zeichen, und darauf ging die Vorsitzende des Ortsvereins Katja Brößling in ihrer Eröffnungsrede ausführlich ein: Die Causa Maaßen hält die Politik zurzeit in Trab, und in Berlin beraten die drei Vorsitzenden der Koalitionsparteien über den Ausgang. Katja, als gebürtige DDRlerin, war das Unverständnis anzusehen, das der Rechtsruck in ihrer von einer Pseudodemokratie gelenkten Heimat erfasste. „Meine Heimatstadt Eberswalde geriet deutschlandweit in die Schlagzeilen mit dem ersten Fremdenfeindlich motivierten Mord an einem Mosambikaner.“ Die AfD bezeichnete Katja als aufgewärmte Soße von 1933. Unverständnis empfand sie auch für die Haltung des Innenministers Seehofer. Er spalte das Land, das er in seiner Funktion eigentlich einigen müsse. Als Reaktion forderte Katja uns SPDler auf Haltung zu zeigen und dies öffentlich zu tun und die Grundwerte unserer Partei für ein soziales Miteinander nach vorn zu stellen. „Wir brauchen eine klare Kante gegen Rechts und gegen aufkommende Akzeptanz dieser Tendenzen und somit politische Arbeit mit Rückgrat! Im Bund, im Land und hier vor Ort!“
Mit großer Freude konnte Katja mitteilen, dass trotz der augenblicklichen Querelen drei junge Menschen den Weg in unsere Partei gefunden haben und überreichte dem Anwesenden Neu-Juso Mark Hämmerling sein Parteibuch.
In die gleiche Kerbe wie Katja schlug auch der Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der SPD Cuxland Uwe Santjer. Es sei gerade in einer Zeit, wo die für uns so wichtigen sozialdemokratischen Werte in den Bereichen Pflege, Bildung und Daseinsvorsorge starke Beachtung finden, umso dringlicher, unsere Haltung nach außen zu tragen, nicht neben dem Spielfeld zu stehen, sondern mitzumischen und unsere Ideen voranzutreiben. Es wäre der falscheste Zeitpunkt, um aus der Partei auszutreten, so Uwe. Schon die Friedensaktivistin Clara Zetkin verdeutlichte mit den Worten „Unpolitisch sein heißt politisch sein, ohne es zu merken.“ wie genau man gerade auf diejenigen aufpassen muss, die sich dem politischen Denken entziehen. Die „Unpolitischen“ sind zu oft die Menschen, die sich von Rechten zu leicht einfangen lassen. Gerade die Jubilarveranstaltung zeige, dass es eben Sozialdemokraten gebe, die trotz vieler Höhen und Tiefen in unserer Partei der sozialdemokratischen Idee treu bleiben.
Vor der eigentlichen Jubilarehrung griff auch unserLandtagsabgeordneter Oliver Lottke noch einmal das Wort, um über die Fortschritte in der Landespolitik zu berichten. Sorge bereitet uns allgemein die Ärztefrage. Er werde sich für die Umsetzung einer Landarztquote einsetzen, um dem zu entgegnen. Ein Weg, der Hoffnung mache, sei es auch dass die Anzahl der Studienplätze um 200 erhöht werde. Natürlich seien solche Dinge im Rahmen eine GroKo stets schwer umzusetzen. Der Bereich „Pflege“ solle durch eine Übernahme der Ausbildungskosten für Pflegekräfte entschärft werden.
Die Jubilarehrungen
Geehrt wurden heute:
- Für 10 Jahre Parteizugehörigkeit: Susanne Schüßler, Jörg Lehmann und Jens Jackwerdt
- Für 25 Jahre: Karin Lemke
- Für 40 Jahre: Bernhard Heinzel und Hans-Dieter Stockfisch
- Für 50 Jahre: Ewald Themann
- Für 60 Jahre: Jonny Lüdemann
Eine 50- und 60-jährigen Mitgliedschaft in unserer Partei ist wahrlich kein alltäglicher Vorgang. So bildete bei aller Wertschätzung für die übrigen Geehrten dies den Mittelpunkt des Tages. Zwei Laudatoren stellten mit ihren Worten Ewald Themann und vor allem Jonny Lüdemann in das Zentrum ihrer Ehrung. Der Stadtbürgermeister Thorsten Krüger stellte heraus, dass Jonny für ihn ein bleibendes Vorbild für einen politisch aufrechten Menschen sei und dass er hohen Respekt für seine Lebensleistung habe. Gerade die an manchen Stellen zu verzeichnenden unterschiedlichen Meinungen im politischen Raum seien das Salz in der Suppe ihrer langjährigen Freundschaft gewesen. In Jonny habe er den Sozialdemokraten schätzen gelernt, der sich beständig für den Menschen einsetzt. Trotz der vielen zum Teil hochrangigen Ämter, die er im Laufe seines Lebens eingenommen habe, suchte er stets die Verbindung zur Basis des Volkes.
Eine besondere Wertschätzung erhielt der Tag für die Jubilare durch die Anwesenheit des SPD Generalsekretärs Lars Klingbeil. Zum Erstaunen der Anwesenden stellte sich heraus, dass auch Lars ein „alter Bekannter“ von Gisela und Jonny Lüdemann war. Und so wurde seine Laudatio zu einer emotionsreichen Wertschätzung für Gisela und Jonny. Gisela, so Lars, stelle in seinen Augen in dem Duo mit Jonny mindestens 50% des Gesamtergebnisses dar. Er habe Jonny bereits in seiner Zeit als Juso schätzen gelernt und eine wesentliche Weisheit von ihm übernommen: Jonny pflegte zu sagen, dass es ihm in der Politik nicht um die Funktionäre, sondern um das Programm gehe. Und das sei auch sein Leitziel geblieben. Insofern finde er die Situation in der heutigen politischen Lage als Angriff auf das Wertegerüst unserer Partei, dem man sich stellen müsse. Die SPD habe Werte, die es fortzusetzen gelte und die deshalb auch für eine Fortsetzung der jetzigen Koalition spreche.
Jonny war sichtlich gerührt über die persönlichen Worte des Generalsekretärs und berichtete drüber, wie er 1958 seinen Weg in die SPD fand. Zunächst musste er seinen ersten Berufswunsch, er wollte Landwirt werden, fallen lassen, weil sein Vater meinte, da würde er es nur bis zum Knecht schaffen. In der neu geschaffenen DDR vermutete er ein besseres neues Deutschland, doch zwei Reisen dorthin brachten ihm die Erkenntnis, dass die DDR „ein Kindergarten, der nix mit Demokratie zu tun hat“ sei. Und so trat er in die SPD ein. Und 60 Jahre blieb er ihr treu. Bravo, Jonny!
